Ein
Wochenende in der Dänischen Südsee
Eigentlich hatten wir ein
Wochenende auf der Nordsee geplant. Die Windvorhersage
"Wind aus West bis Nordwest 5-6 Schauerböen"
machte die Sache allerdings zu anstrengend und riskant.
Zum Glück machte Jörg den Alternativvorschlag
"Dänische Südsee". Auf Grund der
Kleinräumigkeit der Inselwelt ist hier trotz einer
solchen Windvorhersage ein genussvolles Paddeln noch
möglich.

In Mommark auf der Dänischen Insel Als lassen
wir das Auto stehen, denn hier hat man die Möglichkeit,
mit einer Fähre zum Ausgangspunkt zurück zu
kommen.
Bis Finshav paddeln wir noch im Windschatten schöner
Buchenwälder und machen uns dann an die Querung
zur 12 Kilometer entfernten Insel Lyö.



Der Wind kommt seitlich von hinten und
nimmt mit steigender Entfernung von Als zu, ebenso wie
die Höhe der Wellen. Leider ist der gesteuerte
Kurs gerade so eben zu nördlich, um ein Surfen
auf den kabbeligen Wellen zu ermöglichen. In der
Mitte der Querung ziehen Dicke Kumuluswolken auf und
kündigen ein nahendes Gewitter an. Donnergrollen
und eine verdunkelte Sonne treiben zumindest mich ein
wenig zur Eile. Jörg hingegen scheint das nicht
zu stören, er versucht ab und an den Kurs so zu
verändern, dass er doch ein kleines Stück
die Wellen absurfen kann und fährt so eine Art
Zickzackkurs.
Nach fast eineinhalb Stunden Querung und ein zwei Blitzen
ist das Gewitter glücklicherweise abgezogen. Stattdessen
kommt auf der Rückseite der Gewitterfront ein Regengebiet
heran. Dicke Tropfen fallen vom Himmel. Wolkenlöcher
ermöglichen es der Sonne, an einigen Stellen die
ganze Szenerie in unwirklich schönes Licht zu tauchen.
Ein Regenbogen erscheint und man könnte meinen,
er möchte uns symbolisch die Richtung weisen. Gemütlich
schlendern wir entlang der Steilufer von Lyö und
finden bald einen perfekten Platz für die Nacht.
Offiziell ist es hier verboten, wild zu campen. Solange
man sich aber an die eine Stunde vor Sonnenuntergang
bis eine Stunde nach Sonnenaufgang Zeltaufbauregel hält,
keine Spuren bis auf die Fußabdrücke im Sand
hinterlässt und auf keinen Fall in einem als Naturschutzgebiet
ausgewiesen Teil lagert, wird man meist geduldet. Doch
auch offizielle Möglichkeiten zum Zelten findet
man hier, Sie befinden sich meist direkt neben den Fähranlegern
der Inseln, immer mit Wasseranschluss und einer Wiese.
Die typischen kleinen Miniaturhäfen haben ausnahmslos
alle ihren eigenen Charme und locken die Segler in dieses
Revier.

Am nächsten Morgen ist der Regen
verschwunden aber der Wind geblieben. Mit Stärke
4-5 weht er nun fast genau von hinten und wir surfen
auf den kleinen Buckeln nach Avernackö. Im Hafen
füllen wir Wasser nach und beobachten das Entladen
einer ankommen Fähre.
Ein wenig geschützter geht es weiter zum Südende
der Insel. Jörg möchte unbedingt seinen neuen
Drachen probieren und segelt gemütlich im Sonnenschein
dahin. Die Südspitze eignet sich auf Grund der
Steilküste und des dazugehörigen Waldes gut,
sich die Beine zu vertreten. Und so begeben wir uns
auf Fotosafari durch Wald und Feld.
Zum Vergleich mit dem Drachen vielleicht, zieht Jörg
nun seinen Regenschirm heraus. Ich freue mich auf die
schönen bunten Farben im Bild. Das nächste
Ziel ist Drejö. Um die Elemente besser nutzen zu
können, passieren wir die Insel auf der Wetterseite.
Rohrweihen und Rothalstaucher sind eine Besonderheit
der Insel wie wir im Informationszentrum der Insel erfahren,
doch bekommen wir diese Vögel erst auf einer anderen
Insel zu Gesicht.
Stattdessen schlendern wir den einen Kilometer vom
Fähranleger ins Inseldorf und machen Kaffeepause.
Wieder im Hafen treffen wir eine Gruppe von 6 dänischen
Seekajakfahrern. Sie erzählen, dass sie gerade
ein Seekajaksymposium mit immerhin 60 Teilnehmern abhalten,
und nun in Gruppen die Inselwelt erkunden. Charakteristisch
ist das Treffen von so vielen Paddlern für dieses
Revier sicher nicht. Meist beschränkt sich der
Verkehr auf gelegentliche Segelboote. In der Ferne kriechen
die Fähren über den Horizont.
Birkholm ist das nächste Ziel. Zunächst kreuzen
wir ein Wenig auf um dann Raumschots wieder die schnelle
Fahrt genießen zu können. Vor dem Wind scheint
mein Boot trotz der "Segelunterstützung"
von Jörg schneller zu sein.





Als sich der Tag zum Ende neigt, finden
wir auch einen tollen Lagerplatz auf einer einsamen
Insel. Brandgänse, Strandläufer, Mittelsäger
und Rohrweihen können wir beobachten. Der Wind
nimmt zu auf Stärke 6 und lässt in der Nacht
die Zeltwände flattern.


Morgens dann ist der Vorteil des achterlichen
Windes verspielt. Gegen Wind und Wellen geht es an der
zunächst relativ ungeschützten Inselseite
von Ärö entlang. Auf Grund eines lädierten
Rückens kann ich leider eine bestimmte Paddelgeschwindigkeit
über längere Strecken nicht überschreiten
ohne Probleme zu bekommen. So krieche ich vor mich hin,
während Jörg manchmal nur noch als Pünktchen
am Horizont zu erkennen ist.
Eine lange, schmale Landzuge umtragen wir über
100 Meter auf der Innenseite und sparen somit einige
Kilometer Gegenwindkurs. Noch einmal geht es nach einer
ausgiebigen Pause in Wind und Wellen, bis die Ufer Ärös
einen gewissen Windschutz für uns bereithalten.
Auf Grund der böigen Winde, die ständig zwischen
Stärke 4 und 6 pendeln, beschließen wir,
uns die letzten 15 Kilometer mit der Fähre Arö
Mommark zu ersparen. Für 7,50 Euro kommen wir zufrieden
wieder auf der Insel Als an.





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