Schleppen
und Singen wie die Voyageure, Algonquin Park 2005
Der Rauch des Feuers zieht durch die ausgestreckten
Arme der alten Kiefern in Richtung der Milchstraße.
Kühle Nebelschwaden kriechen vom See in unser Waldlager
hinein. Wir rücken näher an das wärmende
Feuer und denken an die Aufgabe des bevorstehenden Tages.
Das erste was wir von diesem Lagerplatz sahen, war
ein grellgelbes Schild. Ein Strichmännchen balanciert
beinahe elegant einen Kanadier über dem Kopf. Wir
haben in den vergangenen Tagen schon so manche Portage
bewältigt. Bis hin zu sieben Umtrageaktionen an
einem Tag und Portagen mit mehr als 2 Kilometern Länge.
Sie gehören hier im Algonquin Provincial Park einfach
zum Rhythmus des Kanutrippings. Doch dieses Schild ist
etwas Besonderes. In dicken schwarzen Lettern verkündet
es eine Entfernung von 5304 Metern für die Landverbindung
vom Dickson Lake zum Bonfield Lake. Alternativ gibt
es noch einen Carttrail. Hier kann man sein Kanuwägelchen
über 12 Kilometer auf einem holprigen Trampelpfad
schieben. Die Entscheidung welche der Möglichkeiten
nun die bessere ist, wird uns mangels Carts abgenommen.
Gut ausgeruht gehen wir am nächsten Morgen an
die "Arbeit". In Anbetracht der großen
Menge unserer Ausrüstung sind wir nicht in der
Lage alles auf einmal zu tragen. Wir müssen daher
bei jeder Portage dreimal laufen. Heute summiert sich
das auf immerhin 16 Kilometer. Zwölf davon müssen
mit relativ schwerem, unhandlichem Gepäck zurückgelegt
werden. Nicht vergleichbar mit einer Wanderung und perfekt
eingestelltem Rucksack.
Unter dem bunten Blätterdach der herbstlichen
Ahornbäume und Birken kreisen meine Gedanken um
die vergangene Zeit der Voyageurs, jener frankokanadischen
Männer die Ihre riesigen Birkenrindenkanus zum
Zwecke des Handels mit Fellen und Gewürzen durch
die kanadische Wildnis steuerten. Trugen sie doch auf
Portagen in der Regel mit etwa 100 Kilo und einem fröhlichen
Lied auf den Lippen die dreifache Menge dessen was wir
uns aufbürden wollen. Ein hartes aber freies Leben.
Auch wir versuchen es mit Gesang. Eine Art Liederspiel
auf Basis des: " What should we do with a drunken
sailor? " mit Frage und Antwort. Und siehe da:
Es wirkt! Selbst Hao, die unter dem riesigen Allysack
fast zu verschwinden scheint, kann sich kaum halten
vor Lachen.
Leider sieht man unter dem Kanu nicht allzu viel von
dem schönen Wald. Dafür warten alle paar Kilometer
so genannte "canoe rests". Das ist einfach
eine zwischen zwei Bäume genagelte Stange auf der
man das Kanu ablegen kann, ohne es wieder vom Boden
heben zu müssen. Die meisten von Ihnen entdecken
wir jedoch erst auf dem Rückweg. Ziemlich kaputt
aber auch ein wenig stolz stehen wir dann nach der dritten
Etappe am kleinen Bonfield Lake und packen die Ausrüstung
zurück ins Boot. Eine große Pause ist nicht
drin, denn zwei weitere Portagen liegen noch zwischen
uns und unserem Tagesziel, einer Insel auf dem Opeongo
Lake. Ein starker Gegenwind verhindert außerdem,
dass wir uns beim Paddeln ein wenig ausruhen können.
Jener Wind ist am nächsten Morgen zum Sturm angewachsen
und hält uns für einen Tag im Zelt gefangen.
Genug Zeit die Erlebnisse der vergangenen Tage in Gedanken
zurück zu verfolgen.
Von Loons, Bären und einem baufälligen Firetower
Unser schönstes Erlebnis, darin stimmen Hao und
ich überein, hatten wir während eines Camps
auf einer winzigen Waldinsel. Die Sonne war gerade hinter
dem Horizont verschwunden, als der schwarze Schatten
eines neugierigen Eistauchers auf der goldnen Oberfläche
des Sees näher kam. Er wollte wohl seine neuen
Nachbarn begutachten. Doch erst als sein durchdringender
Gesang erschallte, nahmen wir ihn richtig wahr. Über
den ganzen See ertönten kurz darauf auch die Stimmen
anderer Loons. Sie stimmten ein in einen Chor, der ob
seiner Schönheit eine Gänsehaut verursacht.
Dann ebbte das Spektakel plötzlich ab. Nach einer
kurzen Pause versuchten andere Eistaucher erfolgreich
den Gesang zu stimulieren. Ein Spiel das eine ganze
Zeit andauerte und den Wasservögeln eine riesige
Freude zu machen schien. Wir genossen einen letzten,
heißen Kaffe, bevor wir die Vorräte mit Seilen
5 Meter hoch in die Bäume hängten. Noch lange
lauschten wir in die Dunkelheit hinein den Stimmen von
Mutter Natur.
Auch unsere "Bärengeschichte" sollte
nicht fehlen. Im Park leben an die 1000 Bären.
Kein Wunder also, dass wir irgendwann am Ufer in ca.
50 Meter Entfernung einen Schwarzbären auf einem
umgekippten Baumstamm stehen sehen. Er hat uns zuerst
bemerkt, denn er hat sich aufgerichtet und versucht
Witterung zu bekommen. Ein wenig unschlüssig läuft
er auf dem Stamm hin und her bevor er im Busch verschwindet.
Ausgerechnet in Richtung unser nächsten Portage
führt ihn sein Weg. Keine 300 Meter weiter schleppen
wir unsere Ausrüstung zum Ufer und blicken ab und
an in den Wald. Bis zum Ende der zwei Kilometer langen
Portage ist aber nichts vom Bären zu entdecken.
Stattdessen hören wir ein lautes Knacken im Gebüsch
keine 20 Meter gegenüber der neuen Einsatzstelle.
Wie eine wilde Rotte von Wildschweinen brechen sich
süße kleine Schwarzbärenzwillinge ihren
Weg durchs Unterholz von uns weg. Der Gedanke dass irgendwo
doch auch das Muttertier sein muss, schießt uns
in den Kopf. Eine zeit lang horchen wir vergeblich in
den Wald und machen uns besser schnell daran die zweite
Ladung zu holen, denn die Essenvorräte sollten
unter diesen Umständen nicht allzu lange allein
hier oder am Anfang der Portage verweilen.
Die Wanderung zum "Firetower" ist uns auch
in bester Erinnerung verblieben. Gerade durch eine Enge
in den Crow Lake eingefahren, sehen wir ihn auf einem
Kliff über das Laubdach der Bäume hinausragen.
Ein Weg dorthin ist erstaunlicher Weise nicht in die
Karte eingetragen. Nachdem wir in der Nähe unser
Lager aufgeschlagen haben, folgen wir einfach unserer
Nase nach einem Pfad durch den Wald. Solange der Weg
bergauf führt, kann man nichts verkehrt machen.
Bald stehen wir vor einem fragilen Gerüst aus Stahl,
das etwa 15 Meter in den Himmel ragt. An seiner Spitze
scheint ein winziger Korb zu kleben. Ich versuche die
lange Leiter zu erklimmen. Nach 3 - 4 Metern muss ich
einsehen, dass die Konstruktion einfach zu alt ist für
mein Gewicht, da das Gebilde bei jeder meiner Bewegungen
in arge Schwankungen versetzt wird und gebe auf. Stattdessen
suchen wir im dichten Gebüsch nach der Abbruchkante
des Kliffs. Dort angekommen bietet sich zwar keine 360
Grad Rundumsicht, aber die Aussicht über den Crow
Lake entschädigt dafür. Ein winziger Kanadier
kriecht über den silberfarbenen See. Die hügeligen
Ufer sind bedeckt mit farbenfrohem Mischwald, der schon
eine deutliche Herbstfärbung aufweist. Glücklich
sitzen wir eine Weile auf den sonnenwarmen Felsen.
Wie aus 5 Kilometern 12 werden
Ein Blick auf die Karte verheißt etwa 5 Kilometer
fließendes Wasser. Unglaublich eine Verbindung
zwischen zwei Seen ohne Portage, das ist für Algonquin
fast etwas Ungewöhnliches. Das der Weg durch die
von sanften Hügelkuppen flankierte Sumpflandschaft
nicht wie auf der Karte gezeigt wie mit dem Lineal gezogen
verläuft hatten wir schon vermutet. Doch die Realität
ist noch viel interessanter als die wildesten Vorstellungen.
Ein echtes Durcheinander aus Altarmen, und durch Biberfamilien
aufgestaute Tümpel erwarten uns. Eine morbide Landschaft,
die unterstützt durch das neblige Wetter eine besondere
Faszination ausstrahlt. In weiten Schlaufen geht es
von Talseite zu Talseite und von Biberdamm zu Biberdamm,
an denen wir höllisch aufpassen müssen, dass
beim Drüberziehen nicht der Boden unseres Faltkanadiers
durch herausstehende Äste beschädigt wird.
Statt der geplanten Stunde werden es derer drei ehe
wir in den nächsten See einfahren.
Da waren noch der unsichtbare Elch, der 5 cm lange
Blutegel am Fuß von Hao, die Stromschnellen, die
auf Grund des niedrigen Wasserstandes zum Treidelrinnsal
wurden, die dicken Teppiche aus Kiefernnadeln oder der
Kampf gegen den Wind am Happy Island Lake Allesamt Erinnerungen
von denen wir die nächste Zeit in Deutschland zehren
werden.
Informationen zum Gebiet
Alternative Aktivitäten
Für Reisende, die nur ein paar Tage Zeit haben
gibt es mehr als 14 ausgeschilderte Wanderwege mit einer
Länge zwischen 1 und 12 Kilometern Länge.
Sie gehen alle aus vom Highway 60, der im südlichen
Teil des Parks als einzige offizielle Straße den
Park durchquert.
Zu den Wanderwegen gibt es am jeweiligen Ausgangspunkt
ein Informationsheft, das sich mit den Besonderheiten
des Gebietes befasst. Themen wie Waldentwicklung, Flussökologie
oder Geologie werden dort erklärt und unaufdringlich
mit Wegpunkten auf der Wanderung verbunden. Viele der
Wege führen zu spektakulären Aussichtspunkten
über Wald und Seen. Besonders zu empfehlen sind
aus unserer Sicht der Centennial Ridges Trail und der
Booth Rock Trail.
Die Möglichkeiten zu Tagestouren mit dem Kanadier
oder Kajak sind, wie sollte man es anders erwarten,
ebenfalls sehr gut. Hier muss man allerdings mit Publikumsverkehr
besonders an Wochenenden rechnen, da erst nach 2-3 Portagen
die Zahl der zu treffenden Paddler deutlich abnimmt.
Ein Permit ist für Tagestouren nicht erforderlich.
Auch mehrtägige Wandertouren sind im Park möglich.
Der "western uplands backpacking trail" verspricht
auf 88 Kilometern Naturerlebnis satt. Der moderate higland
backpacking trail ist mit 35 km dagegen auch gut in
zwei Tagen zu erwandern.
Vom 21. Mai bis zum 10. Oktober kann man das Algonquin
Logging Musem besuchen. Dort lernt man die menschliche
Geschichte des Parks kennen, die in erster Linie mit
der Holzwirtschaft zu tun hat. Ein wahrer Leckerbissen
ist für Kunstliebhaber das Algonquin Art Center.
Es beschäftigt sich hauptsächlich mit den
in Kanada berühmten Malern der "Gruppe der
Sieben" die sich mit der Landschaftsmalerei in
allen Facetten beschäftigt haben.
Verschiedene Informationscenter sind über den
Park verteilt. Hier holt man seine Permits und Fischkarten.
Außerdem stehen die Ranger gern für sonstige
Fragen bereit.
Essen
Im Inneren des Parks gibt es keine Möglichkeit,
Essen nachzufassen. Man sollte daher für eine längere
Tour autark mit Essen ausgerüstet sein. Da alles
über die Portagen geschleppt werden muss, sollte
man möglichst auf getrocknete Nahrungsmittel zurückgreifen.
An den Kanuzentralen (Outfittern) gibt es in sehr begrenztem
Maße die Möglichkeit Essen einzukaufen. Allerdings
gibt es nur Trockenfutter in Tütenform oder Chips
und Schokolade. Man sollte also nicht mit Gemüse
oder Obst rechnen. Am besten deckt man sich vorher in
den umliegenden Stätten wie Whitney oder Kearny
in einem Supermarkt oder sogar schon in Toronto mit
Lebensmitteln ein.
Möchte man vergessene Ausrüstung ersetzen
oder neu kaufen, empfiehlt sich MEC Mountain Equipment
in der 400 Kingsstreet West, im Herzen Torontos oder
"Tent City" etwas außerhalb, an der
Ecke Dufferin ave / Baystreet.
Übernachtung:
Im Inneren des Parks muss auf den unzähligen markierten
Zeltplätzen übernachtet werden. Eine komplette
Ausrüstung ist Pflicht.
9 Campingplätze in relativer Nähe zum Highway
60 bieten sich an für die typischen Camperbusse.
Einige Campingplätze unterteilen in Plätze
für Autos und reine Zelter. Es ist nicht Jedermanns
Sache zwischen 3 Fetten Campingmobilen mit dem Zelt
zu stehen, wenn diese in der Nacht auch noch den Motor
für ihre Heizung laufen lassen.
Diverse Lodges bieten ihre Unterkünfte an. Sie
sind alle wunderschön gelegen und meist im Western
Flair mit Holzhäusern und Kaminen ausgestattet.
Allerdings ist das keine ganz billige Angelegenheit.
(www.bartlettlodge.com, www.arowhonpines.ca, www.killarneylodge.com)
Beste Zeit:
Aus unserer Sicht ist definitiv Ende September bis
Anfang Oktober die beste Zeit im Park unterwegs zu sein.
Mit ein Wenig glück erlebt man eine gigantische
Herbstfärbung, die Seen haben noch gerade so Badetemperatur,
die Mücken verschwunden und die Zahl der Paddler
ist gering. In der Hauptsaison von Mitte Juni bis Anfang
September ist mit ausgebuchten Hütten, Campingplätzen
und Interior Permits zu rechnen.
Zugang, Regeln
Rund um den Park gibt es 29 "access points"
Zugangspunkte an denen man sein Kanu einsetzen darf.
Die Zahl der startenden Kanus pro Tag ist limitiert.
An den beliebten Stellen sollte man in der Hauptsaison
lange im Voraus reservieren.
Parkverwaltung: Algonquin Provincial Park, Ministry
of Natural Resources, Box 219 Whitney, Ontario K0J 2M0,
Tel (705)6335572
Wer sich im Inneren des Parks bewegen will muss ein
so genanntes "interior permit" beantragen.
So mussten wir z. B. für unsere 14-tägige
Tour die Übernachtungsplätze auf Seebasis
reservieren. Das bedeutet, man muss rein theoretisch
zum angegeben Tag auf einem der Lagerplätze des
reservierten See sein. Im Hochsommer ist eine Reservierung
weit im Voraus erforderlich. Das ist auch telefonisch
möglich. Im Herbst haben wir immer die freie Auswahl
an Plätzen gehabt, und die Reservierung war eher
theoretischer Natur. Die Reservierung kostet Gebühren.
Outfitter
Es gibt zahlreiche Outfitter (Kanuverleiher) rund um
den Park, die vom Kanu bis hin zum vollständigen
Ausrüstungspaket alles im Programm haben. Auch
geführte Touren sind möglich. Outfitter direkt
im Park sind: www.opeongooutfitters.com , www.algonquinoutfitters.com/,
www.portagestore.com.
Karten & Literatur
Bücher über Vögel, Säugetiere,
und Ökologie des Parks findet man sehr billig in
jedem Visitor Center oder auch auf der Internetseite
des Parks. www.fedpubs.com/subject/outdoor/canalgon.htm
Canoeing Algonquin Park: Donald L. Lloyd. Published
by Hushion House Publishing,
ISBN: 0-9686556-0-2 .
A Paddler's Guide to Algonquin Park: Kevin Callan: ISBN:
1550462113, Bosten Mills Press
Explorer's Guide to Algonquin Park: Michael W. P. Runtz,
ISBN: 1-55046-319-5, Boston Mills Press
Ein absolutes muss ist die Karte: "Canoe Routes
of Algonquin Provincial Park". Sie ist an jedem
Visitor Center im Park erhältlich und kostet nur
5 Dollar. Sie zeigt alle Routen und Portagen. Darüber
hinaus bietet sie eine Vielzahl von Informationen über
den Park. Ihr einziger Nachteil ist, dass keine Höhenlinien
in die Karte eingetragen sind.
Die Karten der Firma "The Adventure Map" sind
ergänzend einsetzbar. Sie sind wasserfest und bieten
für die jeweiligen Teile des Algonquin Parks einen
besseren Maßstab als die offizielle Karte, außerdem
sind hier Höhenlinien mit aufgenommen. Allerdings
sind diese Karten deutlich teurer.
Es gibt natürlich auch die offiziellen topographischen
Karten. Man findet sie ebenso wie andere Publikationen
über das Internet: www.fedpubs.com/subject/outdoor/canalgon.htm
Topographische Karten:
031E01 1:50,000 Wilberforce
031E07 1:50,000 Kawagama Lake
031E08 1:50,000 Whitney
031E09 1:50,000 Opeongo Lake
031E10 1:50,000 Tom Thomson Lake
031E11 1:50,000 Burk's Falls
031E14 1:50,000 South River
031E15 1:50,000 Burntroot Lake
031E16 1:50,000 Lake Lavielle
31F12 1:50,000 Round Lake
31F13 1:50,000 Achray
31L01 1:50,000 Brent
31L02 1:50,000 Kiosk
31L03 1:50,000 Powassan
Die Natur im Park
Für viele Outdoor begeisterte Kanadier ist der
Park die Wildnis der Herzen. Hier haben sie in Ihrer
Jugend gelernt welche Namen die Bäume und Blumen
haben und wie man ein Paddel benutzt. Hierher kommen
sie immer wieder zurück. Was ist so besonderes
an einem Park der nicht einmal den Status Nationalpark
hat und in deren Teilen noch Holzwirtschaft betrieben
wird?
Zum einen ist der Park das erste richtige Gebiet mit
"Wildnisfeeling" und ausgedehnter Natur nördlich
der Metropole Toronto. Die Mischung aus Seen, wilden
Flüssen, ein ungemein artenreicher Wald und Wildbestand
sowie einer reiche historische Geschichte im Parkgebiet
sind vielleicht eine weitere Möglichkeit der Erklärung.
Die Anzahl der möglichen Kanukilometer innerhalb
des Parks von etwa 1600 Kilometern sind auch ein gutes
Argument.
Der Algonquin Provincial Park liegt in der Übergangszone
zwischen dem südlichen Laubwaldgebieten und den
nördlichen Nadelwäldern. Ja, man könnte
sogar sagen, dass die reiche Tier und Pflanzenwelt im
Park geradezu repräsentativ dafür ist. Der
westliche Teil des Parks ist geprägt von Laubwald
mit Ahorn, Birke, Pappel und Buche. Verschiedene Kiefern-,
Fichtenarten und Lebensbäume geben dagegen dem
östlichen Teil des Parks ihren nordischen Charakter.
Viele Arten haben hier ihr nördlichstes und viele
ihr südlichstes Verbreitungsgebiet, was zu einem
besonderem Artenreichtum führt.
Geologie: Algonquin liegt am südlichen Ende des
kanadischen Schildes, eine geologische Formation aus
den Gesteinen Granit und Gneis, das fast die Hälfte
Kanadas bedeckt. Während der letzten 100 Millionen
Jahre haben Erosion und Gletscher ein Gebiet erschaffen,
das durchzogen ist von Seen, Wasserläufen, Gesteinsformationen
und Findlingen. Hätte jemand im Sinn gehabt ein
Kanuland zu erschaffen, hätte er es nicht besser
machen können.
Ein ungeschultes Auge könnte meinen, sich im Park
in einer unberührten Wildnis zu befinden. Tatsächlich
wurde das Parkgebiet schon vor 5000 Jahren Familiengruppen
der Indianer durchstreift. Sie hatten allerdings keinerlei
verändernden Einfluss auf die Umwelt. Erst als
etwa um 1830 die Holzunternehmen auf das Gebiet aufmerksam
wurden, begann das Ausschlachten der Wälder auf
der Suche nach den extrem wertvollen, geraden Stämme
der jahrhunderte alten Weißkiefern (Stroben).
Weil man bald erkannte, dass innerhalb nur einer Generation
die ursprüngliche Fauna und Flora fast verschwunden
war, wurde im Jahre 1893 der Algonquin Park gegründet.
Hier sollten die Reste der alten Kiefernwälder
erhalten werden. Um Rückhalt in der umliegenden
Landbevölkerung für die Gründung des
Parks zu finden wurde die Holzwirtschaft in gewissen
Grenzen der Nachhaltigkeit weiterhin gestattet. So ziehen
sich Konflikte zwischen Naturschützern und der
Holzwirtschaft bis in die heutige Zeit. Die Parkverwaltung
sorgt durch einen Managementplan für einen gewissen
Ausgleich der Forderungen der Parteien.
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