Unterwegs
mit Kajak und Drachen
Testbericht von Gastautor Jörg Knorr (knorr-61@web.de)
Kayaking mit Powersled
Sich von einem Drachen im Kajak übers Wasser ziehen
zu lassen, diesen Gedanken hatte ich schon lange im
Kopf. Mit einem selbst gebauten, eigentlich nicht für
diesen Zweck vorgesehenen Drachen, habe ich es schon
mal versucht. Aber das filigrane Teil war aus dem Boot
schlecht zu handhaben und ging schnell zu Bruch. Einige
wenige Erfahrungen waren also schon gemacht und die
Vorstellungen, wie der richtige Drachen aussehen sollte
konkretisierten sich etwas. Recherchen im Internet brachten
zwar auch einige Informationen aber waren doch eher
spärlich. Was für einen Drachen wollte ich
haben? Folgende Details waren mir wichtig:
- Es sollte ein Einleiner sein (beide Hände bleiben
frei)
- Fläche zwischen 1 und 2 m² (von Windstärke
abhängig)
- Einfach auszupacken/einzupacken
- Möglichst aus dem Kajak zu starten
- Im Kajak einholbar
Nach einigen Erkundigungen habe ich mir einen Powersled
von etwa 2m² Größe für knapp 36,00
Euro zugelegt.
(Internet: http://www.rhombus.de/deutsch/frame-toykites.htm)
In den Drachen sind senkrechte sehr dünne Glasfieberstäbe
integriert, die eine stabilisierende Funktion haben.
Ebenfalls in senkrechter Richtung in der Mitte und an
den seitlichen Rändern verlaufen 3 Luftkammern.
Der Grundaufbau entspricht sonst dem eines Schlittendrachens.
Die Waage besteht aus 3 Einzelschnüren, die zu
einer Hauptschnur zusammengefasst werden. Den Schwanz
bildet ein Windsack, der gleichzeitig als Verpackung
dient.
Zum Verpacken wird der Drachen parallel zu den Glasfieberstäben
einfach zusammengerafft oder -gewickelt und dann ein
mal 180 ° gebogen in den Windsack gesteckt. Die
Schwanz- und Waageschnüre können um den zusammengelegten
Drachen gewickelt werden. Die Hauptschnur kann inklusiv
Spule mitverpackt werden.
Die ersten 3 Kriterien waren also schon erfüllt.
Aber der Drachen sollte auch seinen eigentlichen Zweck
erfüllen und mich möglichst zügig übers
Wasser ziehen. Hier ist natürlich die Windstärke
und -Richtung entscheidend. In der dänischen Südsee
fand ich hervorragende Bedingungen für einen Test.
Windstärke 4 bis 5 von hinten. Gestartet wurde
der Powersled an Land und anschließend über
eine Hauptleine am Bug meines Kajaks, ein NECKY KYOOK,
befestigt. Eine zweite Leine fixierte ich an der Hauptleine
und das andere Ende führte zum Cockpit. So kommt
man im Kajak sitzend an die Hauptleine heran, um diese
einzuholen bzw. im Notfall zu kappen.
Dann ging es los. Da die Drachenleine
recht steil nach oben führt, ist die Zugkraft moderat
und ein Einsteigen ins Kajak ist wie gewohnt möglich.
Dann nimmt das Boot fahrt auf und kommt schätzungsweise
auf eine Geschwindigkeit von 5 km/h. Nächstes mal
messe ich mit GPS. Kurse bis etwa 45° aus der Windrichtung
heraus sind kein Problem, wobei ich die Abdrift schlecht
einschätzen kann. Die Geschwindigkeit ist nicht
gerade rekordverdächtig, aber dafür liegt
das Kajak sehr stabil im Wasser und macht sowohl beim
Abweichen von der Windrichtung als auch beim Wellensurfen
keine Probleme. Die liegt an der sehr steil nach oben
gerichteten Zugrichtung des Drachens. Die effektiv wirksame
Fläche des im Wind stehenden Drachens dürfte
so 1,5 m² betragen. Paddelt man zusätzlich
ist definitiv ein sehr zügiges Vorankommen bei
vergleichsweise geringem Kraftaufwand möglich.
Das Einholen des Drachens gestaltete sich ebenfalls
relativ problemlos. Die handelsüblichen runden
Leinenspulen sind jedoch nicht so gut geeignet, da das
Aufrollen damit etwas länger dauert und windstärkebedingt
doch ein wenig Kraft kostet. Eine Art Haspel mit kleinen
Handgriffen würde sich bestimmt besser machen.
Wenn nicht unbedingt notwendig kann der Drachen während
des Anlandens oder Anlegens aber auch ruhig im Wind
stehen bleiben. Selbst ein gegen den Wind paddeln war,
wenn auch nur langsam, möglich. Es dauert ein wenig,
bis man den Bug in den Wind gesteuert bekommt und dürfte
bei noch stärkerem Wind wohl problematisch werden.
Ein Starten aus dem Kajak dürfte sich auf Grund
der Größe schwierig gestalten, wurde aber
noch nicht getestet. Hier sollte besser ein Partner
behilflich sein,
Alles in allem verlief der Test sehr zufrieden
stellend. Entgegen meiner Befürchtungen verhält
sich der Kajak am Drachen sehr stabil. Man kann sich
zügig treiben lassen, zusätzlich mitpaddeln
und kann auch wie gewohnt Wellen absurfen. Wenn nichts
im Wege ist und die Windrichtung stimmt, kann der Drachen
frei fliegend permanent am Kajak befestigt bleiben.
Nachfolgend zusammengefasst noch einige Tipps, die
beachtet werden sollten:
- Es sollte immer genügend Platz nach oben für
einen Drachen vorhanden sein (Häfen evtl. problematisch
wegen der Segelmasten)
- Die Hauptleine kurz halten, um ggf. ein schnelles
Einholen zu ermöglichen
- Cockpitleine montieren, um im Kajak an die Hauptleine
zu gelangen
- Zum schnellen Einholen der Hauptleine Haspel verwenden
- Messer zum Kappen bei Notsituationen bereithalten
- Start aus dem Kajak möglichst mit Partner versuchen
- Evtl. 2. größeren Drachen anschaffen, um
größeres Windspektrum nutzen zu können
Falls Fragen, Anregungen, Erfahrungen oder sonstiges
zum Thema Kite Kayaking bestehen, bitte mail an knorr-61@web.de
|